Lötspitzenverbrauch Teil 1

 

Lötspitzenverbrauch effektiv reduzieren

Im industriellen Handlötbereich stellt ein Lötspitzenverbrauch von 3 Stück pro Woche oft keine Seltenheit dar. Oft heißt es: „Gute Stoffschlüssige Verbindungen mit einer Temperatur von unter 385°C sind meistens nicht möglich.“ – dies möchte ich gern widerlegen. Um den Verbrauch auf ein erträgliches Minimum zu reduzieren, gilt es mehrere Faktoren zu beachten. Wir erklären Ihnen in unserem dreiteiligen Artikel wie Sie den Verbrauch der Lötspitzen effektiv reduzieren können.

Aufbau der Lötspitze

Die Lötspitze ist das Herzstück eines Lötkolbens und hauptsächlich für den Wärmefluss verantwortlich. Eine Lötspitze besteht aus zwei Zonen:

  • Der Benetzungszone
  • Der Chromschicht

Die Benetzungszone hat die Aufgabe Lot aufzunehmen und ist im Auslieferungszustand häufig mit Zinn überzogen. Der Zinnüberzug dient als Aktivator um später im Produktionsbereich das frische Lot besser aufnehmen zu können. Die Chromschicht hingegen ist nicht benetzbar und hat lediglich die Aufgabe, die Benetzungszone zu begrenzen. Ohne eine Chromschicht würde sich das Lot auf der ganzen Lötspitze verteilen und zu Schäden an der Eisenlegierung führen.

Die Kupferschicht dient aufgrund der metallischen Eigenschaften als exzellenter Wärmeüberträger, während die Eisenschicht zur Erhöhung der Lebensdauer einer Lötspitze beiträgt.

Das Heizelement und der Temperaturfühler

Moderne Lötspitzen haben das Heizelement und den Temperaturfühler in der Lötspitze integriert. Der Weg vom Heizelement zur Lötstelle ist deutlich verkürzt und weniger Wärme geht verloren. Dadurch, dass zusätzlich der Temperaturfühler in der Lötspitze integriert ist, kann bei drohendem Temperaturverlust schnell nachreguliert werden.

Bei guten Lötstationen beträgt der Temperaturverlust höchstens 30°C / 2 Sekunden. Weller geht hier sogar noch einen Schritt weiter: die Temperaturgenauigkeit liegt hier konstant bei maximal ± 10°C – auf Wunsch auch mit Zertifikat.

Aus den oben genannten Gründen sollte auch dringend auf Werkzeuge zur Extraktion der Lötspitze aus dem Lötkolben verzichtet werden. Sowohl das Heizelement als auch der Temperaturfühler sind höchst sensibel und anfällig für mechanische Beschädigungen. Nutzen Sie bitte immer die Tip-Extraktoren von JBC die in jeder Lötstation / in jedem Ablageständer verbaut sind – hier können Sie die Lötspitze auch heiß wechseln, da der Austausch bei JBC Lötstationen von Mensch zu Lötspitze kontaktlos erfolgen kann. Bei Weller und Ersa finden sich Schraubmechanismen, um die Lötspitze zu entfernen, sodass Sie die Lötspitze in wenigen Sekunden austauschen können.

Die Lötspitzenpflege

Damit die Lötspitze mehrere tausend Lötzyklen erreicht, ist richtige Pflege unabdingbar.

Einer der meist gemachten Fehler im industriellen Bereich ist die Nassreinigung der Lötspitze. Wenn mit Löttemperaturen über 300°C gearbeitet wird, kann das Eintauchen der Lötspitze in den nassen Schwamm einen hohen thermischen Schock auslösen. Die Kalk- und Wasserrückstände auf der Lötspitze begünstigen den Oxidationsprozess der Eisenschicht auf der Lötspitze und verschlechtern die Benetzbarkeit. Die Lötspitze beginnt zu korrodieren und es entwickelt sich Lochfraß.

Verwenden Sie deshalb zur Reinigung der Lötspitze ausschließlich die mitgelieferte Messingwolle. Wichtig hierbei ist:

  • Die Lötspitze leicht einstechen und drehen
  • Nach der Reinigung neues Lot zuführen
  • Überschüssiges Lot niemals abklopfen, sondern abstreifen
  • Die Lötspitze sollte keinen hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt werden (Drücken, mit Werkzeug entfernen etc.)

 

Viele Unternehmen gehen hier sogar noch einen Schritt weiter und greifen auf einen automatischen Lötspitzenreiniger zurück. Diese sind zwar teuer in der Anschaffung, lohnen sich aber auf den zweiten Blick:

  • Gleichmäßige mechanische Belastung der Lötspitze beim Reinigen
  • Schnellster Reinigungsprozess (unter 1 Sekunde)
  • Arbeitsplatz bleibt dank integrierter Lotauffangschale sauber
  • Lötspitzenverbrauch wird deutlich reduziert

 

Dadurch, dass die Lötspitze immer gleichmäßig und in kürzester Zeit gereinigt wird, ist der Abrieb der Eisenschicht immer konstant niedrig. Der automatische Lötspitzenreiniger in Kombination mit der richtigen Reinigung der Lötspitze führt automatisch zu einer höheren Lebenserwartung der Lötspitze. Die mitgelieferten Messingbürsten sollten jährlich ausgetauscht werden und wenn Sie die Lebensdauer der Messingbürsten verlängern möchten, empfehlen wir Ihnen eine kurze Reinigung in einem Rhythmus von zwei Monaten.

Zu guter Letzt sollten noch die Tip-Aktivatoren erwähnt werden. Diese können komplett verschmutzte und schlecht benetzbare Lötspitzen wieder wie neu wirken lassen. Diese sollten jedoch nur in Ausnahmefällen und so selten wie möglich verwendet werden. Die chemische Reaktion wirkt äußerst aggressiv auf die Lötspitze und kann bei übermäßiger Benutzung Korrosion begünstigen.

Einige Tipps im Umgang mit chemischen Lötspitzenreinigern:

  • Lötspitzentemperatur sollte sich zwischen 250 – 270°C befinden
  • Ausschließlich den benetzbaren Teil der Lötspitze in die Masse eintauchen
  • Lötspitze bzw. Lötkolben mit leichten Bewegungen wenden
  • Rückstände nach dem Reinigungsprozess entfernen bevor neues Lot auf die Lötspitze aufgetragen wird

 

Falls Sie Fragen zur optimalen Reinigung und Pflege Ihrer Lötspitzen haben, so kontaktieren Sie uns bitte. Wir führen Ihnen die Produkte gerne Vorort vor und schulen Sie und Ihre MitarbeiterInnen Schritt für Schritt.